Durch das Fachgebiet Atemschutz wurden am Samstag, den 02. November im Feuerwehrhaus Klein-Krotzenburg sieben Einsatzkräfte der Feuerwehr Hainburg zum Tragen von Chemikalienschutzanzügen (CSA) nach den Richtlinien der Hessischen Landesfeuerwehrschule ausgebildet.
Schon fast familiär sitzt eine Gruppe junger Männer zum Mittagessen im Feuerwehrhaus Klein-Krotzenburg zusammen. Sieben von ihnen offensichtlich durch Anstrengung gezeichnet. Schweissnasse Haare und tiefe Schweißränder an den T Shirts.
"Das Putenschnitzel schmeckt super, das hab ich jetzt aber auch gebraucht" sagt Ron Schwab, der mit einer der ältesten in der Runde ist. "Nachher wird es nochmal ernst" sagt er "da geht es zur Prüfung". Man spürt die Anspannung in der Gruppe, aber alle sieben sprechen sich gegenseitig Mut zu. Da fällt es ebenso nicht auf, dass einer in der Runde nicht aus "em Ort" ist. "Macht nix“ sagen die anderen „ Er macht doch das gleiche wie wir" sagen die sechs.
Eine Prüfung? Einen Führerschein scheinen sie doch alle schon zu haben, zumindest sind einige an diesem Samstagmorgen mit dem Auto gekommen. Nein, sagt Dario Weih, "wir legen heute die Prüfung zum Tragen eines Chemieschutz-Anzuges ab".
Prüfung zum Tragen eines Anzuges? „Ja“ sagt Dario. "Wenn wir im Feuerwehreinsatz mit gefährlichen Stoffen zu tun haben, schützen wir uns mit diesen dicken Vollgummianzügen, in die eine Sichtscheibe, Handschuhe und Stiefel bereits integriert sind. „Luft bekommt man da nur unter Atemschutz".
Atemschutz darf aber jeder Feuerwehrler? „Nein“ sagt Marius Schwab, „auch hier müssen wir zuerst einen Lehrgang machen, dem eine schriftliche und dann eine praktische Prüfung folgt. Manche fallen hier auch durch und müssen nochmal ran.“
„Die Kameraden tragen allein mit der zusätzlichen Schutzausrüstung zwischen 35 und 40 Kilogramm mehr mit sich und müssen dann noch schwere Arbeiten erledigen. Da ist es zwingend notwendig, dass die Qualifikation sowie die körperliche Verfassung stimmt. Sonst produzieren wir uns Notfälle im eigenen Einsatz“, sagt Harald Schwab, Lehrgangsleiter und Wehrführer der Feuerwehr Klein-Krotzenburg. „Wir nehmen als Feuerwehr bei uns auch überörtliche Aufgaben im Bereich der Abwehr gefährlicher Stoffe wahr. Dafür brauchen wir entsprechend geschultes Personal“
Es geht los. Zunächst der theoretische Teil der Prüfung. Die Gruppe bekommt den Fragebogen ausgeteilt, der 20 Fragen zum Thema Chemikalienschutzanzüge beinhaltet. Es ist muxmäuschenstill im Raum und es herrscht höchste Konzentration. Nach einer Dreiviertelstunde ist es geschafft.
Die Gruppe sammelt sich zur praktischen Prüfung im Übungshof. Hier müssen Sie nun beweisen, dass das Gelernte auch umgesetzt werden kann. Es geht ans Ankleiden der Einsatzkräfte. Neben der persönlichen Feuerwehrschutzkleidung wird nun das Atemschutzgerät und anschließend der dicke grüne Vollgummianzug angelegt. „Das ist alleine nicht möglich“ sagt Tobias Mann. „Der Anzug passt fast wie eine zweite Haut, ist schwer und der Reißverschluss, der vom Stiefel bis über den Kopf geht bekommt man alleine überhaupt nicht zu“.
Kurz darauf stehen vier der sieben Prüflinge in voller Schutzausrüstung bereit. „Das steht den anderen drei auch noch bevor“, sagt Ramon Franz. Er unterstützt Harald Schwab bei der Durchführung des Lehrgangs und ist Atemschutzgerätewart in Hainburg. Es folgt der praktische Prüfungsteil. Zunächst geht es eine Runde durchs Haus. Treppen hoch und Treppen runter. Dann mit zwei je 20 Kilogramm schweren Kanistern wieder ein Stockwerk höher. Treppe wieder runter und raus in den Hof. Hier geht es mit zwei Steckleiterteilen auf einer Seite auf die Ladefläche eines LKW und zur anderen Seite wieder hinunter. Danach geht es an die Übungsanlage mit verschiedenen Rohren und Absprerrventilen aufgebaut, aus der es ordentlich spritzt. „Hier müssen verschiedene Dichtungen eingelegt und festgezogen werden“ sagt Nico. „Das ist vergleichbar mit Schreibmaschine schreiben mit Boxhandschuhen“ sagt er und lächelt. „Da hat man kaum Fingerspitzengefühl unter den drei Handschuhen“ sagt Robin Kraft, der auch auf seine praktische Prüfung wartet. Nach etwa 30 Minuten ist es für die ersten vier soweit. Die Aufgaben sind erledigt und es geht zur Dekontamination. „Wenn wir Gefahrstoff abbekommen haben, muss der natürlich wieder runtergewaschen werden, bevor die Anzüge außerhalb des Gefahrenbereiches abgelegt werden können. Das geht alles mit auf die Einsatzzeit, denn die Atemluft reicht uns da nicht sehr lange“. Geschafft.
Die ersten vier dürfen ihre Anzüge ablegen und sehen geschafft, aber doch irgendwie zufrieden aus. Nach kurzer Verschnaufpause sind die nächsten drei an der Reihe. Auch sie werden ihren Prüfungsdurchgang erfolgreich absolvieren. Zum Schluss treffen sich alle Teilnehmer noch einmal im Schulungssaal des Feuerwehrhauses zur Bekanntgabe der Ergebnisse.
Noten sind längst egal. „Hauptsache bestanden“ und „wir sind froh es geschafft zu haben“ hört man aus der Gruppe.
„Die Feuerwehr Hainburg ist um sieben qualifizierte Chemieschutzanzugträger reicher“, sagt Harald Schwab. „Wir wünschen den Geräteträgern alles Gute und dass Sie immer wohlbehalten aus den Einsätzen zurückkehren“.